"Mein Leben ist vorbei. Aus. Sense. Fertig", diese Erkenntnis beschlich Celine am 8. Mai, als sie sich an den Tisch setzte und zur Feier des Tages eine Kerze anzündete, die ihr eine Urenkelin zu Weihnachten geschenkt hatte.
83 Jahre alt. Da gibt es Nichts mehr zu erwarten, da steckt im nächsten Tag kein Geheimnis, da wartet man nur noch, bis es irgendwie zu Ende geht. Die Zeit der Herausforderungen und Abenteuer war vorbei. Sie wurde nur noch davon überrascht, dass ihr Zahnpasta leer war oder der Postbote schon um zehn Uhr vorbeikam. Mehr lag nicht mehr drin.
Erschöpft sass sie da und blickte ins Laub des Ahorns vor dem Wohnzimmerfenster. Oder war es eher das Küchenfenster? Früher war das klar getrennt, doch in so neumodischen Wohnungen, war alles offen, in - modern. Sie wusste nicht, ob ihr das gefiel, doch praktisch war es. Sehr praktisch. Der Rollator, sie nannte ihn Jonny, passte überall durch, sie konnte sogar Walzer mit ihm Tanzen, der Platz war da und der Boden eben wie frisch gefallener Schnee. Ja, Tanzen. Ein Lächeln schlich sich in Celines Gesicht. Diese Freude nahm sie sich möglichst jeden Tag. An guten Tagen ohne den Jonny und an weniger guten mit.
Das war's also. Das Leben der Celine Müller. Da kommt nichts mehr. Zeit Bilanz zu ziehen und abzutreten. Sie lachte heiser auf. Genau das würde sie jetzt tun.
Doch sie wusste nicht, wie sehr sie sich täuschte.
Ich liebe Romane. Gute, geniale aber auch Unterhaltung ohne viel Tiefgang. Einfach ein Buch nehmen und aus dem Alltag abtauchen zu märchenhaften Figuren oder in die Probleme anderer. Am liebsten mit gutem Ausgang.
Ich liebe es, wenn mich Bücher überraschen. Wenn die Liebesromanheldin sich nicht in den hübschen Sonnyboy verliebt, sondern in dessen ältere verbitterte Schwester, wenn der Feind unverhofft zum Helfer wird und wenn Träume war werden, doch auf ganz andere Weise.
Ich wünsche mir, dass die liebe Celine Müller, deren Tageslichtblick der Tango mit Jonny ist, in einem High-Fantasy-Roman die Welt rettet. Nicht ein Wunderkind oder Waisenkind, dass eine unerkannte Gabe hat und von nichts wusste, sondern unsere Celine, die ein gutes Leben hatte, deren Mann vor einigen Jahren starb und deren Familie immer wieder zu Besuch kommt. Celine, die einfach warten könnte, bis das Leben zu Ende ist. Celine, die in ihrem Leben viele Kämpfe ausfocht, die so alltäglich sind, dass sie neben vielem verblassen. Doch wer sagt , dass Kämpfe für das Wohl der Liebsten nicht genau so wichtig sind, wie riesige Schlachten, dass man darin genau so Stärke, Mut und Kraft entwickeln kann und damit schlussendlich die Welt retten.
Eva C. B.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen