Immer wieder lese ich von Autoren oder sonstigen Schreiberlingen, dass sie schon als Kinder viel geschrieben haben und sich irgendwann dazu entschieden, dem mehr Raum zu geben. Heute morgen las ich den Text von Hannes und der stupste meine Erinnerung und Fragen an. Warum schreibe ich?
Als ich vor zwei Jahren mit meinem Buchprojekt startete, war ich der Meinung, dass Schreiben eine neue Idee für mich ist, doch jetzt beim längeren Nachdenken, stellt sich heraus, das stimmt gar nicht.
Schon als Kind schrieb ich gerne. Wenn wir in der Schule schreiben mussten, tat ich das mit Freude. Auch erinnere ich mich an einige Situationen, in denen ich Gedichte oder Texte schrieb. Eine tolle Erinnerung ist diese:
Wir sind in den Winterferien. Meine Familie und die meiner Patentante haben Ferienwohnungen im selben Gebäude. Jeden Tag meine Cousine und meinen Cousin sehen ist toll. Wir gehen gemeinsam auf die Piste und versuchen uns im Snowboard fahren. Auf dem Skilift fahren wir in wechselnden Kombinationen, bis irgendwann meine Cousine und ich zu dichten beginnen. Und das Gedicht mit jeder Fahr ausdehnen, in unseren Köpfen aufbauen und variieren. Später schreiben wir es nieder. Ob es die Aufzeichnung noch gibt? Wie alt ich da war, weiss ich nicht mehr. Doch wir hatten sehr viel Spass.
In der folgenden, oder war es die vorherige, Zeit dichten wir immer wieder gemeinsam. Unteranderem für den Geburtstag unserer Grossmutter. Nicht alle Gedichte werden gerne gesehen, da sie teilweise einigen Familienmitglieder ziemlich nahe treten.
In der weiterführenden Schule, so mit 16 Jahren, kam ich mit dem eigenen kreativen Schreiben in Kontakt. Unser Deutschlehrer gab uns die Aufgabe einen 10 Seitigen Text zu schreiben. Die einzige Vorgabe war, dass es kein Sachtext sein darf. Im Gegensatz zu einigen Mitschülerinnen, freute ich mich auf die Aufgabe und versank darin. Meine Geschichte wuchs und schnell hatte ich 14 Seiten und musste irgendwie ein Ende finden. Die Texte wurden nicht benotet, doch jeder las seinen vor. Ich kann mich nicht mehr erinnern, was die Reaktion auf meinen Text war, doch was mir in Erinnerung blieb, als hätte man es eingeschrieben, ist die Aussage des Lehrers auf den Text von Linda. Er lobte sie sehr und sagte, er hoffe, dass sie das Schreiben weiterverfolge und er wieder von ihr lesen kann. Er ermutigte sie, längere Texte oder ein Buch zu schreiben. Diese Worte stachen mich und ich wünschte mir, er hätte das zu mir gesagt, ich wünschte mir ich hätte Talent. Leider sagte er dies nicht. Leider ermutigte er uns nicht alle weiter zu schreiben. Leider gab er uns keine Tipps, unsere Texte zu verbessern. Oder wenn er dies tat, dann haben seine Worte zu Linde, jede Erinnerung daran ausgelöscht.
Ich habe keine Ahnung, ob Linda noch schreibt, ob dies etwas in ihr ausgelöst hat wie in mir. Doch heute ist mir klar, dass jedes Talent nichts bringt, wenn man es nicht nutzt.
Ausserdem ist mir eingefallen, dass wir als Vorübung im Unterricht einen fiktiven Text schreiben mussten. Eine Woche später besprach der Lehrer die Texte mit uns. Und er fragte mich, woher ich die Ideen für den Text nahm, da er nur so vor Fantasie strotzte.
In den folgenden Jahren schrieb ich immer wieder einmal Texte, meist Geschichtenanfänge, die sich bald verloren. Doch ich sammelte diese Dinge und könnte heute wohl nachschauen, denn irgendwo müsste sie noch sein.
Während und nach meiner Ausbildung zur Kindergärtnerin schrieb ich ab und zu eine Geschichte für die Kinder, der Auslöser war, dass es die passende Geschichte nicht gab. Daraus ergab sich ein Buchprojekt, indem ich die Geschichte mit den Kindern illustrierte.
Heute bedaure ich es etwas, dass ich den Gedanken wirklich ein Buch zu schreiben nicht früher hatte. Bevor ich drei Kinder hatte, die ich zu Hause unterrichte (aus Überzeugung und nicht aufgrund der momentanen Lage), bevor wir ein eigenen Geschäft hatten, indem ich hinter den Kulissen mithelfe, bevor wir in ein Haus mit riesigem Garten zogen, bevor so viele Projekte Priorität hatten.
Doch was nützt es, die Zeit die nicht genutzt wurde zu bedauern. Momentan passt es nicht zu meinem Lebensentwurf ein Buch zu schreiben, doch vielleicht führen ich diesen Blog länger als eine Woche (wie es die Aufgabe in meiner Kreativgruppe wäre), vielleicht ist dies eine Möglichkeit regelmässig zu schreiben, vielleicht nehm ich das Buch irgendwann in Angriff. Vielleicht.
Doch jetzt liegt mein Buchprojekt(e) in der Schublade und da bleiben sie für die nächsten Jahre. Nicht weil ich nicht gerne schreibe, sondern weil andere Projekte vorne stehen. Dinge, die mir wichtiger sind. Dinge, die zuerst kommen. Dinge, die ich auch liebe.
Eva C. B.
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