Schreiben

 Immer wieder lese ich von Autoren oder sonstigen Schreiberlingen, dass sie schon als Kinder viel geschrieben haben und sich irgendwann dazu entschieden, dem mehr Raum zu geben. Heute morgen las ich den Text von Hannes und der stupste meine Erinnerung und Fragen an. Warum schreibe ich?

Leichtigkeit


mein Puls rast
wie ein Hamster im Rad
ohne Pause und Ruh

meine Hände sind klamm
wie nasse Wäsche im Wind
ohne Hoffnung auf Wärme

mein Magen krampft
wie eine Faust vor dem Schlag
ohne Ziel

die Nächte ziehen sich 
wie die Tage vor der Geburt
voller Bangen und Angst

doch dann ist er da
der Tag 
abrupt - überraschend

es spitzt sich zu
wird ganz intensiv
bis die Türklingel schrillt

zwei Stunden Inspektion
die Entspannung klopft an
wie ein scheues Kind

es ist geschafft
das Lachen steigt auf
wie ein Drachen im Wind

dieses Gefühl danach
birgt eine Lust
Leichtigkeit nur durch den Morast


Eva C. B.


Eine Geschichte beginnt

 "Mein Leben ist vorbei. Aus. Sense. Fertig", diese Erkenntnis beschlich Celine am 8. Mai, als sie sich an den Tisch setzte und zur Feier des Tages eine Kerze anzündete, die ihr eine Urenkelin zu Weihnachten geschenkt hatte. 

83 Jahre alt. Da gibt es Nichts mehr zu erwarten, da steckt im nächsten Tag kein Geheimnis, da wartet man nur noch, bis es irgendwie zu Ende geht. Die Zeit der Herausforderungen und Abenteuer war vorbei. Sie wurde nur noch davon überrascht, dass ihr Zahnpasta leer war oder der Postbote schon um zehn Uhr vorbeikam. Mehr lag nicht mehr drin.

Erschöpft sass sie da und blickte ins Laub des Ahorns vor dem Wohnzimmerfenster. Oder war es eher das Küchenfenster? Früher war das klar getrennt, doch in so neumodischen Wohnungen, war alles offen, in - modern. Sie wusste nicht, ob ihr das gefiel, doch praktisch war es. Sehr praktisch. Der Rollator, sie nannte ihn Jonny, passte überall durch, sie konnte sogar Walzer mit ihm Tanzen, der Platz war da und der Boden eben wie frisch gefallener Schnee. Ja, Tanzen. Ein Lächeln schlich sich in Celines Gesicht. Diese Freude nahm sie sich möglichst jeden Tag. An guten Tagen ohne den Jonny und an weniger guten mit. 

Das war's also. Das Leben der Celine Müller. Da kommt nichts mehr. Zeit Bilanz zu ziehen und abzutreten. Sie lachte heiser auf. Genau das würde sie jetzt tun. 

Doch sie wusste nicht, wie sehr sie sich täuschte. 


Ich liebe Romane. Gute, geniale aber auch Unterhaltung ohne viel Tiefgang. Einfach ein Buch nehmen und aus dem Alltag abtauchen zu märchenhaften Figuren oder in die Probleme anderer. Am liebsten mit gutem Ausgang. 

Ich liebe es, wenn mich Bücher überraschen. Wenn die Liebesromanheldin sich nicht in den hübschen Sonnyboy verliebt, sondern in dessen ältere verbitterte Schwester, wenn der Feind unverhofft zum Helfer wird und wenn Träume war werden, doch auf ganz andere Weise.

Ich wünsche mir, dass die liebe Celine Müller, deren Tageslichtblick der Tango mit Jonny ist, in einem High-Fantasy-Roman die Welt rettet. Nicht ein Wunderkind oder Waisenkind, dass eine unerkannte Gabe hat und von nichts wusste, sondern unsere Celine, die ein gutes Leben hatte, deren Mann vor einigen Jahren starb und deren Familie immer wieder zu Besuch kommt. Celine, die einfach warten könnte, bis das Leben zu Ende ist. Celine, die in ihrem Leben viele Kämpfe ausfocht, die so alltäglich sind, dass sie neben vielem verblassen. Doch wer sagt , dass Kämpfe für das Wohl der Liebsten nicht genau so wichtig sind, wie riesige Schlachten, dass man darin genau so Stärke, Mut und Kraft entwickeln kann und damit schlussendlich die Welt retten. 

Eva C. B.

Sie können hier nicht rasen

 "Ist ihnen eigentlich klar, dass hier Kinder wohnen", motzte er mir ins Gesicht, sobald das Beifahrerfenster einen Spalt offen stand. Verblüfft schaute ich den Mann an, der sich auf eine Gartenhake stützte.

"Ich fuhr dreissig. Fünfzig ist erlaubt", rechtfertigte ich mich. Was wollte er mir sagen? Die Strasse lag wie leergewischt vor mir und im Rückspiegel das selbe.

"Um das geht es nicht`?"

"Ach ja? Um was dann."

"Sie sind vorhin die Strasse nach hinten gerast. Hier gibt es unzählige Kinder. Schauen sie dort drüben! Na. Schauen Sie!"

Ich drehte den Kopf. Auf der gegenüberliegenden Strassenseite lag ein Kiesplatz, leer wie abgeerntetes Feld. 

"Sehen sie die Kinder. Sie können nicht so rasen." 

Jetzt sah ich sie auf der Treppe des Hauses sitzen. Ein Junge und ein Mädchen, sie bissen in Melonenschnitze und der Saft rann ihnen über das Kinn. Die Mutter lachte und küsste das Kleinere auf den Kopf. 

Lächelnd drehte ich mich um.

"Sie können hier nicht..."

Jetzt reichte es mir: "Ich habe auch Kinder. Fahren sie bei uns vor dem Haus dreissig obwohl da fünfzig ist? Keine fährt da dreissig. Nicht einer."

"Um das geht es nicht", kam wieder die Antwort.

"Um was geht es dann?"

Dieser Mann war mir ein Rätsel, was wollte er mir mitteilen? Gab es da irgendeine Botschaft, die ich nicht verstand? 

"Sie können hier nicht rasen!"



Ok. Es geht in diesem Blog darum, dass ich jeden Tag etwas schreibe und das veröffentliche. Ohne Lektorat, ohne Vorbereitung, einfach was kommt.

Gestern dachte ich noch, dass ist ja keine Sache, doch heute merke ich, dass es doch Überwindung braucht das eben geschriebene zu posten. 

Viele werden es ja nicht lesen, doch einige vielleicht doch. Was denken sie, wenn der Text so rudimentär daher kommt. Eine einfach Szene ohne viel Pfiff? Ausserdem fällt mir erste jetzt auf, dass ich bisher alles Geschriebene nur ganz bewusst ausgewählten Personen zum Lesen gab. Nicht in den Raum gestellt öffentlich für alle, sondern in einem geschützten Rahmen indem ich mich wohl fühle.

Ok. Somit Schritt zwei, ich poste was, dass einfach ist wie es ist und bin mir bewusst, dass es ein Fragment, eine Notiz ein Etwas ist, doch weit entfernt von Aussergewöhnlich.


Eva C. B.

Fliegende Gedanken

 
Gedanken fliegen
frei und konfus
mein müder Geist lächelt

wohin ging die Idee
die mir gestern gefiel
so spannend und neu

Gedanken fliegen
wer fängt sie ein
die bunten Fäden

Farbpalette
von weiss bis schwarz
bunt in jeder Nuance

Gedanken fliegen
dunkel und trüb
durch sumpfiges Gelände

Motivation und Lust
verwelken zerbrochen
mit sinkenden Schultern

Gedanken fliegen
mit neuem Lachen
durch alte Gefühle

das Leben perlt
federnd und hüpfend
Wort an Wort

Gedanken fliegen
verblüffende Fragmente
ohne Bewertung

Frei



Eva C. B.